2007 Geld – von Fritz Helmedag

image_pdfimage_print

Autor: Univ.-Prof. Fritz Helmedag
vollständiger Titel: „Geld: Einführung und Überblick“
veröffentlicht in Knapps Enzyklopädisches Lexikon des Geld-, Bank- und Börsenwesens, Auflage 2007, Fritz Knapp Verlag, Frankfurt am Main, Aktualisierung 2007
abrufbar unter https://www.tu-chemnitz.de/wirtschaft/vwl2/downloads/paper/helmedag/Geld_Einf_4390.pdf

Hauptartikel

In seiner Arbeit „Geld: Einführung und Überblick“ schreibt Herr Helmedag unter anderem folgendes:

„Die Ökonomik hat es bisher nicht vermocht, einen allgemein akzeptierten Begriff des Geldes vorzulegen.“ S. 1

Kommentar: Was ist das nur für ein Armutszeugnis. Da forschen zig Tausend Wirtschaftswissenschaftler und keiner hat es bisher vermocht, eine allgemein gültige Definition aufzustellen. Dann holen wir das mal ganz schnell nach: Gelddefinition der konsistenten Ökonomie

„In der Literatur beschränkt man sich fast immer auf die Triade des Geldes: Geld als Recheneinheit, als generelles Tauschmittel und als Wertaufbewahrungsmittel.“ S. 1

Kommentar: Rechnen kann man auch mit Sandkörnern, Streichhölzern oder Kohlenbriketts. Versuchen Sie mal Euro-Scheine in Hinterchina gegen eine Flasche Bier einzutauschen, das Adjektiv ´generell´ kann dann doch nicht so allgemein gültig sein oder der Euro ist kein Geld. Welchen Wert hat ein Schein, oder auch eine Fata Morgana des Geldes? Nichts anderes bedeutet Geldschein – was ja nur noch der Schein oder das Trugbild echten Geldes ist. Außerdem haben wir nachgewiesen, daß der Geldwert nicht das Gleiche ist wie eine Geldmenge! Geldmenge und Geldwert sind völlig verschiedene (inkomparable) Kategorien!

„In Italien gerieten beispielsweise kleingestückelte Münzen aus dem Verkehr, weil sie als Knopfrohlinge verwendet wurden. Offensichtlich übertrifft in solchen Situationen der Gebrauchswert des Geldmaterials seinen Tauschwert.“ S. 1

Kommentar: Die typische Verwechslung zweier Größen. Der Gebrauchswert ist eine völlig andere Größe als der Tauschwert und hat eine völlig andere Einheit als der Tauschwert. Beide Größen sind dadurch inkomparabel und nicht miteinander vergleichbar. Die Münzen wurden auf einmal zur Befriedigung eines anderen Bedürfnisses benutzt, genauso wie man eine Tageszeitung auch zum A…. abwischen benutzen kann. Da Gebrauchswert und Tauschwert völlig verschiedene und vor allem inkomparable Größen sind, kann von einem „übertreffen“ keine Rede sein. was ich anhand eines Beispieles aus der Physik veranschaulichen möchte: Größe und Gewicht eines Menschen (z.B. 1,80 m und 85 kg) kann man nicht miteinander vergleichen, so daß das Gewicht nicht die Größe „übertreffen“ kann!

„Dieser* fällt für den aus der Geldgemeinschaft isolierten Geldbesitzer sogar auf Null: Tatsächlich erscheint die Meldung glaubhaft, wonach ein verirrter Skifahrer Dollarnoten verbrannt habe, um sich die klammen Finger zu wärmen.“ S. 1

Kommentar: *Es ist nicht ersichtlich, ob Herr Helemdag den Gebrauchswert oder den Tauschwert meint, aber offensichtlich verwechselt er wieder beide Größen. Für den Skifahrer hat der Papierzettel namens Dollar auf einmal eine anderes Bedürfnis befriedigt als sonst üblich. Der Gebrauchswert ist also geblieben. Da der Skifahrer seine Dollarnoten in dieser konkreten Situation aber gegen nichts anderes tauschen konnte, gab es in dieser konkreten Situation überhaupt keine Gegenstände mit Produktwert, gegen die er seine Dollarnoten hätte tauschen können. Wegen τDollarnote:= pWare hatte die Dollarnote in dieser konkreten Situation tatsächlich keinen Tauschwert! Übrigens ist auch der Heizwert einer Dollarnote nicht allzu groß, so daß bezweifelt werden kann, daß die klammen Finger wirklich warm wurden.“

„… alle ökonomischen Tauschhandlungen konstituieren sich durch die Abwesenheit von Zwang und persönlichen Präferenzen“ S. 2

Kommentar: Ich zitiere diese Aussage nur deshalb, weil sich Herr Helmedag zwei Seiten weiter unten dann selber widerspricht.

„Güter, Dienste, Rechte und Pflichten werden freiwillig und ohne Rücksicht auf den konkreten Tauschpartner übertragen. Somit wächst mit der Häufigkeit der autonomen, anonymen Tauschakte die Wohlfahrt der Beteiligten“ S. 2

Kommentar: Die typische (aber leider fehlerhafte) Ansicht, daß die Wohlfahrt durch den Austausch kommt. Mal eine klitze, kleine Frage an den Herrn Professor: Woher kommen denn die Güter und Dienstleistungen? Fallen die einfach so wie das Manna vom Himmel? Jeder Bäcker weiß, daß er die Brötchen erst herstellen mußte, bevor er sie in sein Schaufenster legen kann. Jeder Fleischer, Schuster, Schneider, … alle wissen, daß die Güter und Dienstleistungen erst produziert werden müssen, bevor sie in den Austausch gelangen – nur der Herr Professor weiß das nicht.

„In einer Beständewirtschaft ähnelt der Wirtschaftsprozeß einer Einbahnstraße: irgendwoher stammende Erstausstattungen werden getauscht, solange damit eine subjektive Besserstellung einhergeht. Zu den Beständewirtschaften wäre praktisch jede autark produzierende Bauernfamilie zu rechnen, die lediglich von Zeit zu Zeit mit ihrem Überschuß einen Marktplatz in der Hoffnung aufsucht, um dort ´Luxusgüter´ zu erhalten. Die Neoklassik ist durchaus einer solchen ´Spielplatzökonomik´ zuzurechnen. Die Erstausstattungen sowie die Präferenzen sind gegeben, der Wirtschaftsprozeß hat dann die Aufgabe, die knappen Ressourcen in ihre optimale Verwendung zu lenken. Als Transformation kommt hierfür der erste Vorgang Tausch und der zweite Vorgang Produktion in Betracht. Diese Einbahnstraßenpersepktive blendet systematisch das Problem der Reproduktion aus.“ S. 2

Kommentar: Wo bitte schön gibt es eine ´Beständewirtschaft´??? Doch nur in der Phantasie der Ökonomen. Selbst auf einem Bauernhof werden Kartoffeln schlecht und müssen durch neue ersetzt werden, weil sie keiner mehr essen kann. Woher kommen denn die ´Erstausstattungen´??? Haben sich die Ökonomen mal gefragt, daß man diese auch ersteinmal herstellen / produzieren mußte. Ist dann nicht vielleicht die Produktion der erste Vorgang, den man untersuchen müßte, bevor man sich an den Tausch der hergestellten Gegenstände macht? Das Problem der Konsumtion und des damit verbundenen Unterganges von Produktwert mit der dadurch erforderlichen Reproduktio, wird in der old economy nur durch die ständige Ausweitung der Geldmenge (Inflation) umgangen, aber nicht gelöst.

„Aus Sicht der ökonomischen Theorie des Tausches … gibt es pro Tausch einen Preis.“ S. 2

Kommentar: Das ist die einseitige Sicht der Geldökonomen, die nur an G ⇔ W denken und für die das Geld der Preis ist. Der Preis ist das, was man im Tausch weggibt, um in den Besitz der anderen Ware zu gelangen. An Person B, welche die Warenmenge W hergestellt hat, denken die Geldökonomen überhaupt nicht. Für Person B ist nämlich die Warenmenge W der Preis für die Geldmenge G. Selbst in der von Herrn Helmedag erfundenen Beständewirtschaft (er meint damit wahrscheinlich eine Wirtschaftsform ohne Geld, in der die Waren also direkt getauscht werden: W1 ⇔ W2), gibt es pro Tauschvorgang zwei Preise! Für Person A ist die Warenmenge W1 der Preis für die Warenmenge W2. Da neben Person A aber auch noch Person B am Tausch beteiligt ist, müssen wir auch aus deren Perspektive auf den Vorgang schauen. Person B gibt die Warenmenge W2 her, um in den Besitz der Warenmenge W1 zu gelangen, also ist für B die Warenmenge W2 der Preis für W1. Da an jedem Tausch mindestens 2 Personen beteiligt sind, muß es pro Tausch auch 2 Preise geben!

„Für jeden Tausch (W1 ⇔ W2) hat eine doppelte Koinzidenz vorzuliegen.“ S. 2

Kommentar: Völlig korrekt. Pro Tausch müssen 2 übereinstimmende Willenserklärungen vorliegen, damit der Tausch durchgeführt werden kann. Person A muß mit dem Wechsel der Warenmengen genauso einverstanden sein wie Person B. Ich erwähne diese Selbstverständlichkeit nur deshalb, weil Herr Helmedag die doppelte Koinzidenz mit der Einführung des Geldes auf eine einfache reduziert.

„Die Einschaltung eines allgemein gebräuchlichen Tauschmediums spaltet das Geschäft in zwei halbe Tauschakte, Kauf und Verkauf. Eine von allen Verkäufern akzeptierte Gegenleistung reduziert die doppelte Koinzidenz auf die einfache.“ S. 2

Kommentar: Es ist leider nicht ganz richtig, den direkten Austausch W1 ⇔ W2 mit der Einführung des Geldes in zwei halbe Tauschakte aufzuteilen. Schauen wir uns erst einmal an, was Herr Helmedag meint:

Es ist sicherlich richtig, daß wir jetzt 2 Tauschvorgänge durchführen müssen, damit W1 und W2 ihre Besitzer wechseln. Aber jeder einzelne Tauschvorgang ist genauso ein Tauschvorgang wie jeder andere! Es hat also bitte schön auch bei jedem Vorgang W ⇔ G oder G ⇔ W eine doppelte Koinzidenz vorzuliegen!

„Spezialisierung und Arbeitsteilung bedeutet, dass der einzelne Produzenten nur einen Teil dessen anfertigt, der in seinen Begehrtenkreis fällt. Der Einzelne ´… lebt weitgehend von Gütern, die andere erzeugen und die er im Tausch gegen die überschüssigen Produkte seiner Arbeit erhält. So lebt eigentlich jeder vom Tausch … ´“ Smith, 1978, S. 22f, zit auf S. 3

Kommentar: Alles richtig, bis auf den letzten Satz. Richtigermaßen könnte er wie folgt lauten: ´So lebt jeder von seiner eigenen Arbeit und der Arbeit anderer, wenn er die Produkte seiner Arbeit gegen die Produkte der Arbeit anderer tauschen kann.´ In diesem Fall wären die ganzen Volksparasiten endlich mal zur Arbeit gezwungen und könnten sich nicht mehr durchschlauchen und an der Arbeit anderer bereichern.

„Um ein widerspruchsfreies Tauschsystem zu erhalten, müssen die einzelnen Güter mit ihren Preisen gewichtet werden. Dies erlaubt es, die heterogenen Mengen auf eine Dimension zu bringen, um auf diesem Wege die für die Produktionswirtschaften charakteristischen Budgetrestriktionen zu formulieren.“ S. 3

Kommentar: Um ein widerspruchsfreies (und vor allem gerechtes) Tauschsystem zu erhalten, muß der Produktwert jeder Ware bestimmt und Ware gegen Ware produktwertäquivalent getauscht werden. Dann kann es nämlich nicht mehr passieren, daß sich ein Professor für seinen Quark eine Villa leisten kann, während sich die Mauerer und Sanitärinstallateure mit Bockwurst, Bier und Brötchen über Wasser halten. Heterogene Mengen können nur über ihre Eigenschaften verglichen werden – und eine Eigenschaft aller hergestellten Güter ist die in ihnen steckenden Arbeitszeiten. Nur diese sind miteinander vergleichbar und nicht irgendwelche ´Preiswichtungen´, die ohnehin gegen das Prinzip der Inkomparabilität unterschiedlicher (heterogener) Mengen verstoßen.

„Die Geldbenutzung reduziert die Unsicherheit, welche beim Handel mit Naturalien auftritt, falls es an Gewißheit mangelt, ob ein hereingenommenes, aber eigentlich nicht begehrtes Gut weiter veräußert werden kann.“ S. 3

Kommentar: Jeder Händler weiß, daß sein Geld futsch ist, wenn er Waren einkauft, die er anschließend nicht wieder verkaufen kann. An welcher Stelle das Geld diese Unsicherheit reduziert, hat sich mir bis heute nicht erschlossen.

„Nur ein einziges Gut ist immer zuerst ein Tauschgut und dadurch erst ein Gebrauchsgut: das Geld.“ Veit, 1996, S. 12, zit. auf S. 4 „Diese Entrittskarte zum Güterkosmos repräsentiert abstrakten Reichtum, indem sie die potentielle Verfügungsgewalt über das gesamte Spektrum aller Waren verleiht. Der Zahlungsfähige ist wohlhabend, das macht ihn stark.“ S. 4

Kommentar: Veit übersieht völlig, daß man Geld zuerst einmal herstellen muß, bevor man es tauschen kann. Also hat es erst einen Produktwert, bevor es im Austausch auch zu einem Tauschwert gelangt. Der Produktwert des Geldes ist die zu seiner Herstellung erforderliche Arbeitszeit, der Tauschwert des Geldes ist der Produktwert jener Ware, die man dagegen tauscht. Liebe Malocher, sie produzieren den Güterkosmos, zu dem sich die Bänker mit ihren Papierzetteln Einlaß verschaffen. Und da bunt bedruckte Papierzettel wesentlich einfacher und jeder beliebigen Menge herstellbar sind, sind die Bänker immer zahlungsfähig. Die Stärke der Bänker beruht auf der ökonomischen Unwissenheit der Malocher. Noch Fragen, liebe Malocher?

„Erklärt der Staat das Geld als ´Geschöpf der Rechtsordnung´ zum gesetzlichen Zahlungsmittel, soll durch den formalen Annahmezwang Vertrauen in seine ´Weiterverwendungsfähigkeit´ geschaffen werden.“ S. 4

Kommentar: Auf Seite 2 hat Herr Helmedag noch geschrieben: „… alle ökonomischen Tauschhandlungen konstituieren sich durch die Abwesenheit von Zwang.“ Ja, was denn nun? Der Tausch Ware ⇔ Geld erfolgt völlig freiwillig, beim Tausch Ware ⇔ Euro wird der Warenbesitzer gezwungen, seine Ware gegen Euro zu verkaufen! Ich würde diese Aussage mal als Eingeständnis dafür werten, daß wir mit dem Staatsgeld unsere Freiheit eingebüßt haben.

„Spätestens mit der Verleihung des Nobelpreises für die ökonomische Wissenschaft 1992 an Gary S. Becker (welcher übrigens von der Zentralbank Schwedens ausgelobt wird) wurde quasi amtlich, dass jeder Aspekt der Daseinsbewältigung als Problem eines homo oeconomicus interpretiert und damit auf den Nenner des Geldes gebracht werden könne.“ S. 5

Kommentar: Das Dasein bewältigt der Mensch durch die Konsumtion von Waren, welche man vor der Konsumtion aber erst herstellen muß. Dieses Herstellen von Waren nennt man auch Arbeiten. „Arbeit ist die zweckmäßige Tätigkeit des Menschen zur Herstellung seiner Lebensverhältnisse. Arbeit ist die produktive Verausgabung menschlichen Geistes (Wahrnehmung über Sinnesorgane, Weiterleitung über Nerven, Verarbeitung im Gehirn) und Antrieb menschlicher Muskelkraft.“ K Marx: Das Kapital, S. 85 Nun frage ich meine geneigten Leser: Was hat das Melken einer Kuh mit einer 7,5 g schweren Ni-Cu-Zn-Legierung (daraus besteht 1 Euro) zu tun? Eine Tätigkeit ist etwas anderes als eine reale Menge. Beides ist überhaupt nicht miteinander vergleichbar, so daß man die Aspekte der Daseinsbewältigung nicht auf den Besitz von Geld reduzieren kann.

„Beim Geldmarkt versagt das Preiskalkül durch Angebot und Nachfrage: Was wird verkauft? Womit wird gezahlt? Kostet ein Euro etwa einen Euro? Dies wäre ein Äquivalententausch in Reinkultur. S. 5

Kommentar: Das Versagen des Preiskalküls von Angebot und Nachfrage für ganz normale Waren hat übrigens schon Karl Marx sehr ausführlich im 1. Band seines Kapitals beschrieben. Wenn A mit B 1 Euro gegen 1 Euro tauscht, dann kostet A der 1 Euro von B eben 1 Euro und B kostet der 1 Euro von A eben auch 1 Euro. Was ist daran so schlimm oder ungewöhnlich? A verkauft seinen Euro gegen den 1 Euro von B und B verkauft seinen Euro gegen den Euro von A. Schwieriger wird es bei dem Begriff ´Äquivalententausch´ – hier tappt Herr Helmedag in eine Kategorienfalle, weil er eine Geldmenge für das Gleiche hält wie dessen Wert. Der Geldwert ist bekanntlich eine Größe und kann nicht das Gleiche sein wie eine Menge. Äqui heißt gleich und value ist der Wert einer Größe. Wenn A und B 1-Euromünze gegen 1 Euromünze tauschen, handelt es sich tatsächlich um einen Äquivalententausch, weil die Produktwerte beider Münzen annähernd gleich sein dürften. Tauschen A und B aber 5-Euromünzen gegen einen 5-Euroschein, ist es kein Äquivalententausch mehr, weil der Produktwert von 37,5 g Ni-Cu-Zn viel größer ist als von einem 5×7 cm² großen Papierzettel. Das 1 Euro nicht gleich 1 Euro ist merken Sie spätestens dann, wenn Sie Gold- oder Silbenmünzen namens Euro kaufen. Dort bezahlen Sie für ein 185-Euro Set (bestehend aus einem 5-, 10-, 20-, 50- und 100-Euro-Barren) mal gleich über 2.000 Papier- oder eEuro. Der Unterschied zwischen Münz- und Barrenform besteht nur in der Geometrie des Materials. Eine Goldmünze ist rund und ein Goldbarren rechtwinklig.

„Es wäre daher besser, von Geldproduktion zu sprechen, d.h. die Frage aufzuwerfen, was als Geld dient und wie es aus der Taufe gehoben wird.“ S. 6

Kommentar: Vollkommen richtig. Hier stellt sich mir folgende Frage: hat Herr Helmedag noch nicht bemerkt, daß seine Geldscheine aus Papier und die Münzen aus Metall sind? ´Aus der Taufe heben´ bedeutet in produktiven Kreisen das Fertigstellen eines besonders aufwendigen oder komplizierten Produktes. Was aber ist am Prägen einer Münze oder dem Bedrucken eines Papierzettels so schwierig? Nur weil der Herr Professor den Unterschied zwischen Menge und Eigenschaft nicht begreift, muß er das Geld doch nicht gleich mystifizieren. Leider hat Herr Helemdag diese essentielle Frage, nämlich wie es hergestellt wird, nur aufgeworfen, aber nirgendwo beantwortet, weil er eben noch nie etwas vom Produktwert gehört hat.

„Im Brennpunkt des Problems steht der Zusammenhang zwischen Preisniveau und Geldmenge. Das Problem trat in der Geschichte bereits mehrfach auf (siehe 250 uZ und Preissteigerungen im 16. Jh) und wurde bereits 1364 von Nikolaus Oresme und 1504 von Nikolaus Kopernikus untersucht. Beide kamen zu dem Schluß, das es wohl an den ungeheuren Silbermengen liegen muß, die zur damaligen Zeit von Amerika nach Europa transportiert und zu Münzen verarbeitet wurden. Leider gehen weder Nikolaus Oresme noch Nikolaus Kopernikus auf den ausbeuterischen Charakter der Aneignung des Silbers durch die herrschende Schicht ein. (Zu den Arbeitsbedingungen in den Silberminen der amerikanischen Kolonien siehe 1535 Silberbergbau in Südamerika.) In der Zeit nach 1793 wiederholte sich das Problem auf einer anderen Ebene. 1793 trat England in den Koalitionskrieg gegen Frankreich ein. Aus welchem Grund auch immer floß das in der Bank of England deponierte Gold ins Ausland ab, so daß die Bank of England nicht mehr in der Lage war, es gegen die dafür ausgegebenen Banknoten einzulösen. In diesen Sog gerieten auch die Noten der Country Banks, da den Inhabern der Banknoten gesetzlich verbrieft war, diese auf Verlangen in Noten der BoE eintauschen zu können. In dem Bank Restriction Act von 1797 wurde beschlossen, die Konvertibilität der englischen Banknoten vorübergehend aufzuheben. Da die BoE weiter Kriegskredite gewährte und Wechsel diskontierte, stieg die nominelle Menge ihrer Banknoten in Pfund weiter an. Ab 1800 waren dann merkliche Preissteigerungen zu konstatieren. (FH,S.7) Vor diesem Hintergrund tobte Ringen, wie man diese Phänomene erklären könne. In der zwischen 1797 bis 1821 ausgefochtenen Bullion-Kontroverse vertrat David Ricardo den Standpunkt, daß die Wurzel allen Übels die exzessive Ausgabe inkonvertibler Banknoten sei. Die Direktoren der Bank of England waren aber der Ansicht, daß ungedeckte Noten durchaus wertstabil seien, wenn sie durch die Hereinnahme guter Handelswechsel in den Verkehr gebracht wurden. FH,S.7

Kommentierung: siehe Geldmengen-Preis-Problem

„Die Direktoren der Noten emittierenden Bank of England waren im Gegensatz zu den Bullionisten (siehe 1810 Bullion-Report) der Ansicht, daß ungedeckte Banknoten durchaus wertstabil seien, wenn sie durch die Hereinnahme guter Handelswechsel in den Verkehr gebracht werden. Nach den Doktrin von Adam Smith (1723 – 1790) befriedige die so gestaltete Notenemission lediglich den Zahlungsmittelbedarf der Wirtschaft und stelle keineswegs eine Inflationsgefahr dar. Die Bullionisten verwiesen auf die Schwierigkeit, daß man es dem Wechsel nicht ansehe, ob ihm wirklich nur der einmalige Verkauf einer Ware zu Grunde liege. Wenn die Ware durch mehrer Hände gehe, könne nicht ausgeschlossen werden, daß das daraus resultierende Wechselvolumen den Warenwert weit übertreffe.“ FH, S.7

Kommentierung: siehe Wechselreiterei

„Der innere Wertverlust der Banknoten ging mit einer Verschlechterung des Wechselkurses einher. S. 7

Kommentar: Was ist ein Wechselkurs? Wenn A und B eine Pfundnote gegen 1 g Gold tauschen, nennt man das Mengenverhältnis von 1 Pfundnote zu 1 g Gold auch Wechselkurs, eben weil A seine Pfundnote gegen Gold und B sein Gold gegen einen Papierzettel wechseln. Sie dürfen 3 mal raten, was Bänker B lieber behalten würde. Was könnte Herr Helmedag mit ´inneren Wertverlust der Banknoten´ meinen? Der Produktwert ist eine inhärente (d.h. innere) Größe, weil die zur Herstellung notwendige Arbeitszeit quasi im Produkt steckt. Diese Größe kann her Helmedag aber nicht meinen, weil sich am Produktwert des Papierzettel nichts ändert, wenn man ihn jemanden anderes gibt. Er könnte den Tauschwert meinen, weil die Menge Gold, welche man pro Pfundnote bekommen hat, immer weniger wurde. Der Tauschwert ist aber keine innere Größe sondern eine ´äußere´. Von was reden Sie also, Herr Helmedag?

„Die modernen Währungen sind unterdessen ungebunden, d.h. von der „Goldfessel“ befreit.“ S.

Kommentar: Ob Herr Helmedag überhaupt weiß, was Währung eigentlich bedeutet? Wenn nicht, kann er ja mal im LexOekon unter Währung nachschauen. Papierzettel und eEuros haben nur noch einen sehr geringen Produktwert und sind alles andere beständig. Und für wen ist Gold eine Fessel? Doch nur für die, die nichts herstellen aber ein Haufen Bedürfnisse haben. Herr Goethe schildert in seinem Faust II sehr eindrucksvoll, wie es denjenigen ergeht:

Die Goldespforten sind verrammelt,
Ein jeder kratzt und scharrt und sammelt,
Und unsre Kassen bleiben leer. (Kanzler)

Welch Unheil muß auch ich erfahren!
Wir sollen alle Tage sparen
Und brauchen alle Tage mehr.
Wenn sonst im Keller Faß an Faß sich häufte,
Der besten Hang‘ und Jahresläufe,
So schlürft unendliches Gesäufe
Der edlen Herrn den letzten Tropfen aus.
Und wie ein jeder böser Zahler,
Haben sie mehr Begierden als Taler. (Marschalk)

Heermeister
Der Mietsoldat wird ungeduldig,
Mit Ungestüm verlangt er seinen Lohn,
Und wären wir ihm nichts mehr schuldig,
Er liefe ganz und gar davon.

… und auf welch teuflische Lösung sind diese ´edlen Herren´ gekommen

Wo fehlt’s nicht irgendwo auf dieser Welt?
Dem dies, dem das, hier aber fehlt das Geld. (Mephisto)
Es fehlt an Geld: Nun gut, so schaff es denn! (Kaiser)
Ich schaffe, was ihr wollt, und schaffe mehr.
Zwar ist es leicht, doch ist das Leichte schwer.
Frevelhaft entledigt Ihr Euch aller Schulden
Mit dem Papiergespenst der Gulden. (Mephisto)

Es bleibt doch immer nach wie vor,
Die Welt ein einzig großer Tor!
Wie doch der Schelm so viel verheißt,
Und nur verleiht, was golden heißt. (Herold)

Was solls, ihr Toren? Was soll uns das?
Es ist ja nur ein Maskenspaß!
Glaubt Ihr, wir geben Euch Gold mit Wert?
Sind doch für Euch in diesem Spiel
Selbst Rechenpfennige zu viel.
Im Nehmen sind wir unverdrossen,
Nach allem andern fragen wir hernach. (Geldadel)

„Geld stellt heutzutage eine Forderung an das Bankensystem dar. Jedoch sind die Verbindlichkeiten der Zentralbank abstrakt, da sie weder verzinst werden noch einlösbar sind (siehe Geldmenge).“ S.8

Kommentar: Das ist doch ein Widerspruch in sich, oder? Ein 100-Euroschein stellt eine Forderung an das Bankensystem dar? Was könnte man denn von einer Bank fordern? Lieber Leser, gehen Sie doch mal mit Ihren Papiergeld zu einer Bank und verlangen etwas für Ihren täglichen Bedarf: Wurst, Käse, Brot, Butter, was auch immer. Außer einem dummen Gesicht des Bankangestellten werden Sie dafür garantiert nichts bekommen. Herr Helmedag sagt es uns sogar: Man hat eine Forderung und kann sie nicht einlösen. Ja für was füttern wir denn dann diese Bänker durch? In Deutschland sind übrigens rund 2 Millionen Menschen im Bankensystem beschäftigt. 2 Millionen Menschen die Brot essen, Autos fahren und ihre Häuser heizen – und was bekommen die Bäcker, Schlosser, Heizungsinstallateure und alle anderen Werktätigen vom Bänker? Nichts!!! Hier steht es: nicht einlösbares Geld!

„1517 stellte Kopernikus (1473 – 1543) die später nach Thomas Gresham benannte Regel auf, wonach das gute Geld im Verkehr vom schlechten verdrängt wird.“ S.8

Querverweis: 1504 Gresham-Phänomen
Kommentar: Es ist doch schon mal interessant, daß die Ökonomen zwischen guten und schlechten Geld unterscheiden. Mit guten Geld meinen sie Gold und Silber, mit schlechten Geld meinen sie wahrscheinlich Papier und eMoney. Aber warum? Ganz einfach, weil Gold und Silber einen hohen Produktwert haben und Papier und eMoney einen verschwindend geringen. Im Zahlungsverkehr ist es nun so, daß die Menschen lieber Papier weggeben als Gold und Silber. Eben weil Gold und Silber einen hohen Produktwert haben, werden die Edelmetalle lieber akkumuliert; und weil Papier und eMoney einen verschwindend geringen Produktwert haben, wird Geld aus diesen Materialien lieber weggegeben. Das ist eher ein psychologisches Phänomen als ein ökonomisches. Die Ökonomie kommt erst dann ins Spiel, wenn wir die Produktwerte beim Tausch Papier gegen Kartoffeln untersuchen. Ein Papier names 5-Euro-Schein hat vielleicht einen Produktwert von 10 Millisekunden. Zur Herstellung von 10 kg Kartoffeln sind einschließlich Keimlege, Unkrautbekämpfung und Ernte vielleicht 30 min Arbeitszeit notwendig. Der Bauer, welcher nun 1 Sack Kartoffeln gegen einen 5-Euroschein tauscht, wird um nahezu seine ganze Arbeitszeit betrogen, denn er hat nach der Bezahlung nur noch einen Produktwert von 10 Millisekunden in den Händen.

„Im 16. Jh begann man über den langanhaltenden Preisanstieg nachzudenken. 1568 belegte Jean Bodin (1530 – 1596) anhand empirischer Daten, daß dafür die Zunahme der Gold- und Silbermenge aus Amerika verantwortlich ist. 1691 macht John Locke (1632 – 1704) die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes für die Herausbildung der Preise verantwortlich. Die Quantitätsgleichung M*V=Summe(hi*pi) konstatiert zunächst einmal die immer zutreffende Aussage, wonach die Summe der Käufe und Verkäufe übereinstimmen muss. Es geht also darum, in welcher Richtung die Quantitätsgleichung zu lesen ist.“ S.8

Querverweis: zu Inflationsraten zwischen 1500 bis 1600
Kommentierung: siehe Artikel Quantitätsgleichung im Lexoekons
Abgesehen von dem grobgeistigen Unfug der Produktbildung realer Mengen, tappt der Herr Professor gleich in die nächste Falle. Das dumme an einer Gleichung ist, daß es keine Richtung gibt, in der man sie lesen muß, sondern daß beide Seiten völlig gleichberechtigt sind.
Verkaufen ist der Tausch Ware gegen Geld, Kaufen ist der Tausch Geld gegen Ware. Liebe Leser, bitte stellen Sie sich einmal vor, Sie seien Mario Draghi und würden erst Euros produzieren und dann gegen Brötchen eintauschen. Aus der Perspektive von Herrn Draghi besteht die Welt nur aus Kaufen. Nun sind Sie aber Bäcker und verkaufen die Brötchen an Herrn Draghi. Aus der Perspektive des Bäckers besteht die Welt in diesem Fall aus Verkaufen. Ein und derselben Vorgang heißt je nach Wirtschaftsteilnehmer einmal Kaufen und einmal Verkaufen. Kaufen und Verkaufen sind also keine getrennten Vorgänge, sondern nur eine Frage der Blickrichtung, aus der wir auf diesen Vorgang schauen. Da es sich um zwei verschiedene Blickrichtungen auf einen Vorgang handelt, muß die Anzahl der Käufe und Verkäufe also immer übereinstimmen – dazu brauchen wir keine Quantitätsgleichung (welche ohnehin falsch ist und gegen naturwissenschaftlich anerkannte Prinzipien verstößt.)

„1752 betont David Hume (1711 – 1776), daß für den Preisanstieg nur das zirkulierende Geld, nicht das in irgendwelchen Truhen akkumulierte Edelmetall, ausschlaggebend sei. 1911 griff Irving Fischer (1867 – 1947) diesen Gedanken auf und hat ihn mit seiner Verkehrsgleichung vertieft.“ S.8″

Kommentierung: der Verkehrsgleichung im gleichnamigen Artikel Verkehrsgleichung des Lexoekons

„Eine Geldmengenausdehnung – etwa zur Beschäftigungsförderung – schlage sich über kurz oder lang ausschließlich im Preisniveau nieder.“ S.9

Kommentar: Logisch, wenn der überwiegend konsumierenden Schicht die Brötchen ausgehen, schöpft sie einfach frische Euros in Form von Papierscheinen und eMoney und kann dann wieder shoppen gehen. Beim Bäcker hingegen sammelt sich das gegenüber dem Banksystem nicht einlösbare Geld (siehe Helmedag, S.8). Da die herrschende Schicht nicht nur Brötchen ißt, sondern auch Wurst und Gänsebraten, Wein und Whisky drinkt, sowie geruht, teure Autos und große Jachten zu fahren und in Villen und Schlössern zu wohnen, sammeln sich die ganzen frisch geschöpften Papierzettel und Spannungszustände am Ende in der produzierenden Klasse an. Wenn dann der Bäcker als Rentner mal ein Stück Wurst für seine Frühstückssemmel kaufen will, muß sein früherer Lehrling dann natürlich mehr als vor der Schöpfung des frischen Geldes verlangen, die dann natürlich schon 10 bis 20 Jahre zurück liegt, einfach weil sich die Menge an Papierzetteln und eEuros über die Jahre gigantisch ausgedehnt hat.